Informationen über das Asperger-Syndrom

Das Asperger-Syndrom wird zu den Autismus-Spektrum-Störungen gezählt. Die Störung liegt auf der schwach ausgeprägten Seite des Autismus-Kontinuums. Als Diagnosekriterien gelten (nach DSM V):

  • Defizite der sozialen Kommunikation und der sozialen Interaktion
  • Restriktive, repetitive Verhaltensweisen, Interessen und Aktivitäten
  • Die Symptome müssen in früher Kindheit vorhanden sein (können sich aber erst manifestieren, wenn die sozialen Anforderungen entsprechend hoch sind)
  • Die Symptome müssen zu klinisch bedeutsamer Behinderung im Alltag (z.B. schulisch) führen
  • Die Symptome lassen sich nicht durch eine intellektuelle Behinderung oder eine globale Entwicklungsstörung erklären

Die Intelligenz und Sprachentwicklung sind nicht beeinträchtigt.

Häufig beobachtete Verhaltensweisen bei Asperger-Kindern

Sozialverhalten

Das Kind scheint die ungeschriebenen Regeln der sozialen Interaktion nicht zu kennen und benimmt sich teilweise unangemessen im Umgang mit seinen Mitmenschen und Spielkameraden. Im Spiel mit anderen Kindern verhält es sich wie ein kleiner Regisseur, der bestimmt, was und wie genau gespielt wird. Gewisse Asperger-Kinder zeigen kein Interesse am Spiel mit anderen Kindern und spielen lieber für sich. Zudem kann sich das Kind schwer in andere hineinversetzen und hat kein intuitives Gespür dafür, wie sich der andere fühlt oder was er denken könnte. Ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn ist ebenfalls typisch. Asperger-Kinder zeichnen sich aber auch durch ihre Direktheit und Ehrlichkeit aus.

Kommunikation und Sprache

In der Kommunikation zeigt das Kind wenig Blickkontakt. Sprachlich kann es sich sehr präzise ausdrücken. Die Aussprache kann jedoch seltsam wirken. Teilweise fallen unpassende Bemerkungen und der Gesprächspartner wird gerne unterbrochen. Das Kind spricht manchmal wie ein Wasserfall und merkt nicht, wann es dem anderen zuviel wird („Zutexten“ des Gesprächspartners). Redewendungen werden häufig wörtlich verstanden.

Detailorientiertheit

Das Kind zeigt einen starken Hang zum Detail. Eine Situation oder ein Bild wird häufig nicht als Ganzes erfasst. Ein Asperger-Kind nimmt somit eine Fülle von einzelnen Informationen und Umweltreizen auf. Sinneseindrücke werden intensiv wahrgenommen und müssen anders verarbeitet werden. Dies kann zu einer Überempfindlichkeit in einem oder mehreren sensorischen Bereichen führen.

Einseitige Interessen

Kinder mit Asperger-Syndrom beschäftigen sich gerne intensiv mit einem Themengebiet. Dieses Spezialinteresse beherrscht oftmals die Gespräche. Auch das Sammeln und Horten von gewissen Gegenständen ist typisch. Zudem hält das Kind gerne an fixen Routinen und Ritualen fest. Dies gibt ihm Halt und Sicherheit.

Exekutive Funktionen

Mit „exekutiven Funktionen“ sind Problemlösungsfähigkeiten gemeint. Dazu gehören die Impulskontrolle, das Planen und Organisieren sowie die geistige Flexibilität (sich auf neue Situationen und Gegebenheiten einstellen). All diese Fähigkeiten sind bei Asperger-Kindern eingeschränkt, was oftmals zu Schwierigkeiten beim Lernen und sich organisieren führt. Manche Asperger-Kinder reagieren impulsiv (denken z.B. nicht nach bevor sie eine Aufgabe beginnen) und haben Mühe ihre Hausaufgaben sinnvoll zu planen.  Auch fällt es vielen Asperger-Kindern schwer, sich auf etwas Neues einzustellen oder mit Planänderungen umzugehen.

Motorische Fähigkeiten

Im feinmotorischen Bereich kann die Graphomotorik (Handschrift) betroffen sein. Grobmotorisch fallen Asperger-Kinder durch ihre Ungeschicklichkeit auf, insbesondere beim Ballspiel.

Wichtige Hinweise

Diese Aufzählung ist nicht abschliessend und eignet sich nicht zu einer Diagnosestellung. Eine Abklärung muss unbedingt von einer Fachstelle durchgeführt werden! Falls Ihr Kind noch keine Diagnose hat, Sie aber einen Verdacht hegen, wenden Sie sich an den Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst oder eine andere Fachstelle. Eine Auflistung von Diagnose- und Beratungsstellen pro Kanton finden Sie auf der Seite von Autismus Deutsche Schweiz.

Jedes Asperger-Kind ist anders. Nicht jedes der oben genannten Merkmale ist bei jedem Kind gleich stark ausgeprägt.

Bitte nicht vergessen: Asperger-Kinder wollen uns mit den oben genannten Verhaltensweisen nicht auf die Nerven gehen! Sie machen all dies nicht mit bösen Absichten, sondern weil sie die Welt anders wahrnehmen. 

Das Risiko an anderen psychischen Störungen (z.B. an einer Depression) zu erkranken, ist bei Personen, die vom Asperger-Syndrom betroffen sind, erhöht. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass sie zwar im Alltag, in der Schule und im Beruf gleich zu funktionieren scheinen wie neurotypische Personen, sich dazu aber um ein Vielfaches mehr anstrengen müssen. Somit sind sie einem viel grösseren psychischen Druck ausgesetzt. Das Asperger-Syndrom zu überspielen, kostet den Betroffenen viel Kraft. Deshalb ist ein verständnisvolles Umfeld enorm wichtig. Wenn alle beteiligten Personen (Eltern, Lehrpersonen und andere Bezugspersonen) angemessen auf die Besonderheiten des Kindes eingehen, kann es aufblühen und zu einer robusten Persönlichkeit heranwachsen.